Von wegen „Du sollst nicht töten!“

Steinigung von widerspenstigen Söhnen
Deuteronomium = 5. Mose 21, 18-21:

Wenn ein Mann einen störrischen und widerspenstigen Sohn hat, der nicht auf die Stimme seines Vaters und seiner Mutter hört, und wenn sie ihn züchtigen und er trotzdem nicht auf sie hört, dann sollen Vater und Mutter ihn packen, vor die Ältesten der Stadt und die Torversammlung des Ortes führen und zu den Ältesten der Stadt sagen: Unser Sohn hier ist störrisch und widerspenstig, er hört nicht auf unsere Stimme, er ist ein Verschwender und Trinker.
Dann sollen alle Männer der Stadt ihn steinigen, und er soll sterben.


Die Todesstrafe für allerlei Arten von unerwünschtem Sexualverhalten,
z. B. Ehebruch, Inzest, homosexueller Verkehr unter Männern,
Verkehr mit Tieren, Verkehr mit einer Menstruierenden,
fordert die Bibel im Buch Levitikus = 3. Mose im 20. Kapitel, z. B.:

Ein Mann, der mit der Frau seines Nächsten die Ehe bricht, wird mit dem Tod bestraft, der Ehebrecher samt der Ehebrecherin.

Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen.

  

Der Vernichtungskrieg unter Saul gegen die Amalekiter
wird „gerechtfertigt“ als Vergeltung für ein Ereignis, das zu der Zeit, als Saul König war, gut zwei Jahrhunderte zurücklag.
1. Samuel 15, 1-3:

Samuel sagte zu Saul: Der Herr hatte mich gesandt, um dich zum König seines Volkes Israel zu salben. Darum gehorche jetzt den Worten des Herrn!

So spricht der Herr der Heere: Ich habe beobachtet, was Amalek Israel angetan hat: Es hat sich ihm in den Weg gestellt, als Israel aus Ägypten heraufzog.

Darum zieh jetzt in den Kampf und schlag Amalek! Weihe alles, was ihm gehört, dem Untergang! Schone es nicht, sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!

Die grausame Wahrheit der Bibel
Eine Anthropologie unserer Vernunft und Moral.
Campus Verlag: Frankfurt am Main; New York 1995. 199 Seiten
ISBN 3 - 593 - 35298 - 2

Dass die Bibel nur Gutes lehrt, diese Meinung überwiegt sogar bei den Gegnern der Institutionen, die sich auf die Bibel berufen. Gegen die Kirche z.B. ist man oft nur deshalb, weil diese sich angeblich nicht genug an die Bibelworte hält. Die traditionell gute Meinung von dem, was in der Bibel zu lesen ist, scheint wirksamer zu sein als die eigene Bibellektüre, zu der dieses Buch anleiten will.

Angesichts der nicht enden wollenden täglichen Grausamkeiten, die sich vernünftige Wesen gegenseitig antun, wird gern der Zusammenhang von Vernunft und Moral beschworen: als wäre Moral, insbesondere die der Tötungsächtung, eine Sache der Vernunft. Da beschert uns der Blick in die Bibel (anstatt nur ins Fernsehen) ein aufschlussreiches Erschrecken:

Schon der Anfang der Vernunft selbst ist in der Bibel ein Verbrechen. Im übrigen geht es dort zu wie im wirklichen Leben: Mord, Plünderung, Vergewaltigung, Genozid. An 100 Bibelstellen wird ausdrücklich im Namen Gottes getötet, an 1000 Stellen tötet dieser Gott selbst. Sein Sohn droht schließlich mit nie endenden Folterqualen über den Tod hinaus denjenigen, die ihn nicht lieben. Den Liebenden bringt er den eucharistischen Kannibalismus zur Seelenstärkung.

Was ist es für eine moralische Vernunft, die hier ihren Anfang und ihre Prinzipien erkennt und anerkennt?